Macht WhatsApp unsere Kinder doof? (Infoveranstaltung vom 17.3.15)

So fragt eine Autorin der FAZ in einem Artikel vom letzten Jahr. Diese Frage treibt momentan wohl auch einige Eltern unserer Fünftklässler um, die die App genutzt hatten um sich gegenseitig zu beleidigen und zu ärgern. (Links und praktische Tipps für Eltern finden sich weiter unten im Text!)WhatsApp

Am Dienstag, den 17.3.15 fand dazu ein gut besuchter Eltern-Kinderabend statt, an dem Herr Beck-Moretti über das Thema informierte.

Für Schüler, Schülerinnen (und Eltern):

Schnell waren sich alle Schüler und Schülerinnen einig, dass Beleidigungen und Mobbing per WhatsApp unfair, nicht nett und gar nicht ok seien.
Auf die Nachfrage, warum sie es dann trotzdem gemacht hätten, gab es einen Moment peinlichen Schweigens. Dann hieß es u.a., manche fänden es wohl doch ganz lustig und außerdem würde man ja nicht so leicht herausfinden, wer da etwas Beleidigendes geschrieben habe. Schnell waren sich aber dann doch alle einig, dass Spaß nur Spaß ist, wenn beide lachen. Und ein Screenshot von einer Beleidigung ist schnell gemacht und dann kann sich keiner mehr ‚rausreden‘! Und die, die richtig mutig sind, sind die, die nicht mitmachen und denen helfen, die von anderen gemobbt werden!

Hinzu kommt, wie Herr Beck-Moretti weiter ausführte, dass, wer beleidigt, Fotos von anderen ohne Zustimmung veröffentlicht etc. sich sogar strafbar macht. D.h., dass sich in schlimmen Fällen die Polizei damit beschäftigt und herausfindet, wer die Nachrichten geschickt hat!
Und das kann zum Beispiel dazu führen, dass man später seinen Führerschein eben nicht problemlos machen kann: denn die Führerscheinbehörde fragt nach, ob gegen den, der einen solchen beantragt, etwas vorliegt. Und bösartiges Mobbing, auch wenn es schon ein paar Jahre zurück liegt, kann dazu führen, dass man den Führerschein erst einmal nicht bekommt!

Für Eltern:

An die Adresse der Eltern richtete sich die Information, dass WhatsApp erst ab 16 Jahren benutzt werden darf, so steht es in den Allgemeinen Bedingungen.
D.h., diejenigen, die Verantwortung tragen, den Gebrauch sozialer Medien durch ihre Kinder zu kontrollieren, sind in erster Linie die Eltern!
Sinnvoll, so Herr Beck-Moretti, sei z.B. ein Handynutzungsvertrag (hier zum Download). Eltern sollten mit ihren Kindern einen solchen Vertrag besprechen, abschließen (mit Unterschrift!) und dann auch kontrollieren.

Hier noch die Tipps von Günter Steppich, IT-Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis, zum Thema und zum oben genannten FAZ-Artikel:

„Aus meiner Perspektive ist dieser Artikel [der FAZ-Autorin] ein wunderbares Beispiel dafür, dass die Probleme mit digitalen Medien nicht von den jugendlichen Nutzern, sondern in erster Linie von den Eltern verursacht werden. …
Wer hat dem Kind das Handy mit Flatrate überlassen, ohne klare Regeln aufzustellen?
Wer erlaubt, dass das Smartphone nachts im Kinderzimmer und bei den Hausaufgaben auf dem Schreibtisch ist? …
Wer schenkt heute schon 10jährigen Smartphones und verlangt dann von der Schule, dass sie ein Handyverbot einführt?
Die Frage müsste also eher lauten: “Warum macht das Internet so viele Eltern doof?”

  • Nervt es Sie, dass Ihre Kinder beim Essen ständig mit dem Handy hantieren, weil sie vermeintlich lebenswichtige Nachrichten austauschen müssen? Dann verbieten Sie es doch einfach, stellen Sie eine klare Regel auf, die für alle gilt – auch für Papa!
  • Befürchten Sie, dass Ihr Kind zu wenig schläft, weil bis spät abends noch WhatsApp-Nachrichten einfliegen? Dann verbannen Sie doch einfach das Handy aus dem Kinderzimmer!
  • Beobachten Sie, dass Ihr Kind stundenlang mit den Hausaufgaben beschäftigt ist und dabei permanent mit dem Handy (WhatsApp) oder dem PC (Facebook) beschäftigt ist?
    Dann sorgen Sie dafür, dass die Hausaufgaben grundsätzlich ohne digitale Geräte erledigt werden und stellen Sie einen Rechner für evtl. notwendige Onlinerecherche außerhalb des Kinderzimmers zur Verfügung. Laut der JIM-Studie 2013 dienen nur 13 % der Internetnutzung von Jugendlichen der Informationssuche, der Rest ist Kommunikation und Bespaßung. Ihr Kind wird selbst feststellen, dass die Hausaufgaben dann in einem Bruchteil der Zeit konzentriert erledigt werden – und dann bleibt noch ausreichend Zeit zum Chatten!“

Soweit Günter Steppich.

Weitere Infos und Tipps zum Thema, z.B. wie die Privatsphäre bei Facebook am besten geschützt wird, finden Sie z.B. auf www.medien-sicher.de

Peter Beck-Moretti

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